Zwischen Wunsch und Realität

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„Sind die strengen Anforderungen des Bundesenergiegesetzes tatsächlich ein notwendiger Beitrag zur Nachhaltigkeit – oder behindern sie die digitale Infrastrukturentwicklung in Berlin und Brandenburg unnötig?

Die Akquisition von Grundstücken in Berlin und Brandenburg zur Entwicklung von Rechenzentren stellt angesichts der Anforderungen des Bundesenergiegesetzes mehrere Herausforderungen dar. Die wichtigsten Aspekte sind:

1. Hohe Anforderungen an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

Das Bundesenergiegesetz und andere Verordnungen fordern, dass Rechenzentren hohe Energieeffizienzstandards erfüllen und möglichst klimaneutral betrieben werden. Das bedeutet, dass in der Planung bereits Vorkehrungen für eine hohe Energieeffizienz und nachhaltige Energieversorgung getroffen werden müssen, wie etwa die Nutzung erneuerbarer Energien, die Rückgewinnung von Abwärme oder die Integration von Speichermöglichkeiten für Strom. Diese Anforderungen können Grundstücke mit besonderer Lage, Netzverfügbarkeit oder bereits vorhandenen nachhaltigen Energiequellen erfordern.

2. Eingeschränkte Flächenverfügbarkeit

Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg ist der Markt für Gewerbeimmobilien stark umkämpft, und großflächige Grundstücke für Rechenzentren sind schwer zu finden. Rechenzentren benötigen oft mehrere Hektar Fläche und gleichzeitig eine gute Anbindung an das Strom- und Glasfasernetz, was die Suche nach geeigneten Standorten weiter einschränkt. Insbesondere in Berlin sind große freie Flächen rar und teuer.

3. Hohe Anforderungen an die Stromversorgung

Rechenzentren haben einen enormen Energiebedarf, weshalb eine stabile und leistungsfähige Stromversorgung essenziell ist. In Berlin und Brandenburg ist die Infrastruktur zwar gut ausgebaut, aber bei der Wahl des Standorts muss genau geprüft werden, ob ausreichend Kapazität im Netz vorhanden ist oder ob kostenintensive Erweiterungen nötig sind. Durch das Bundesenergiegesetz gibt es zudem Anforderungen an die Nutzung von Ökostrom, was die Standortwahl weiter einschränken kann, da die Nähe zu regenerativen Energiequellen bevorzugt wird.

4. Umwelt- und Genehmigungsauflagen

Die gesetzlichen Vorgaben im Rahmen des Bundesenergiegesetzes und weitere umweltrechtliche Regelungen wie das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) stellen Anforderungen an die Emissionen und Umweltverträglichkeit von Rechenzentren. Die Einhaltung dieser Standards erfordert oft zusätzliche Umweltgutachten und Genehmigungsverfahren, die das Projekt verzögern und verteuern können. Dies gilt besonders für Brandenburg, wo Naturschutzgebiete und Wasserschutzflächen umfangreiche Einschränkungen bei der Standortwahl mit sich bringen.

5. Nachhaltige Kühlmethoden

Kühlung ist ein wichtiger Faktor für Rechenzentren und stellt in Berlin und Brandenburg eine besondere Herausforderung dar. Angesichts der Anforderungen des Bundesenergiegesetzes, die Nachhaltigkeit zu fördern, müssen Rechenzentren nach Möglichkeiten suchen, die Abwärme sinnvoll zu nutzen oder auf alternative, energieeffiziente Kühlmethoden zu setzen. In städtischen Gebieten wie Berlin könnte die Abwärme beispielsweise in Fernwärmenetze eingespeist werden, was aber infrastrukturelle Voraussetzungen erfordert.

6. Kosten und Wettbewerb

Die Nachfrage nach Rechenzentren steigt rasant, da immer mehr Unternehmen und Institutionen ihre digitale Infrastruktur ausbauen. Dieser Wettbewerb um geeignete Flächen führt zu steigenden Grundstückspreisen und erschwert die Akquisition besonders in der Hauptstadtregion. Investitionen in nachhaltige und energieeffiziente Technologien erhöhen zusätzlich die Kosten und müssen in die Wirtschaftlichkeitskalkulation integriert werden.

FazitInsgesamt ergibt sich bei der Akquisition von Grundstücken für Rechenzentren in Berlin und Brandenburg eine komplexe Gemengelage aus Flächenverfügbarkeit, gesetzlichen Anforderungen, hoher Energienachfrage und steigenden Kosten. Die Entwicklung eines geeigneten Rechenzentrumsstandorts erfordert daher nicht nur eine sorgfältige Standortwahl, sondern auch eine umfassende Planung zur Erfüllung der Energieeffizienz- und Umweltauflagen.

KONTAKT: Marc Winterstein, Representative F+W real estate berlin office F +49 30 3579 1350 E mw@fwoffice.org